Inhaltsverzeichnis
Es kursieren viele Gerüchte und Meinungen über die Gefährlichkeit von Elektroautos. Vielfach wird insbesondere die erhöhte Brandgefahr aufgrund des verbauten Akkus in den Fokus gerückt. Kritiker verweisen dabei vor allem auf entsprechende Artikel in den sozialen wie auch Zeitungs-Medien und sorgen so vielfach für Verunsicherung bei Autofahrern.
In unserem Artikel wollen wir diesen Vorurteilen auf den Grund gehen. Wie gefährlich ist ein Elektroauto wirklich? Sind Elektroautos tatsächlich gefährlicher als Autos mit Verbrennungsmotor? Oder ist gerade das Brandrisiko vielleicht doch gar nicht so hoch? Und vor welchen Herausforderungen stehen Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung?
Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) ereignen sich pro Jahr in Deutschland statistisch ca. 40.000 Fahrzeugbrände. Zieht man Kleinstbrände wie Schmorbrände hiervon ab, bleiben ca. 15.000 Fahrzeuge übrig, die einem Feuer zum Opfer fallen. Bei dieser statistischen Betrachtung spielt der Antrieb jedoch zunächst keine Rolle.
Die zahlreichen Ursachen für Fahrzeugbrände betreffen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ebenso wie Elektroautos. Die häufigsten Ursachen sind:
Die ersten vier der genannten fünf Ursachen betreffen sowohl Elektrofahrzeuge als auch Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor. Defekte Öl- und Kraftstoffleitungen sind natürlich vor allem bei Verbrennern festzustellen. Dabei interessant: Nur rund 1 % der Fahrzeugbrände sind auf einen Unfall zurückzuführen.
Kommt es nun zu einem Unfall und infolgedessen zu einem Fahrzeugbrand, verhalten sich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und E-Autos recht ähnlich. Dies liegt daran, dass die Brandlast aufgrund der verbauten Materialien im Fahrzeug bei beiden Antriebsarten gleich ist. Eine erhöhte Gefahr bei dem Brand eines E-Autos könnte lediglich dann eintreten, wenn der Fahrzeug-Akku ebenfalls betroffen ist.
Dies ist jedoch deutlich seltener der Fall als zunächst angenommen. Diverse Sicherheitsmechanismen, welche durch die Automobilhersteller verbaut wurden, sorgen dafür, dass die Hochvolt-Komponenten bei einem Unfall direkt vom restlichen Fahrzeug abgekoppelt werden.
Vielfach war in der Vergangenheit zu lesen, dass Elektroautos aufgrund einer erhöhten Brandgefahr vom Parken in einem Parkhaus oder einer Tiefgarage ausgeschlossen wurden. Begründet wurde dies damit, dass der verbaute Lithium-Ionen-Akku jederzeit in Flammen aufgehen könne und ein Löschen des Brandes in der Garage dann nicht mehr möglich sei.
Zunächst einmal ist festzustellen, dass auch Lithium-Ionen-Akkus nicht einfach so in Flammen aufgehen. Grundsätzlich muss für eine Überhitzung zunächst ein Kurzschluss im System vorherrschen, welcher zumeist auf eine äußere Beschädigung zurückzuführen ist. Durch den dann vorhandenen Kurzschluss-Strom überhitzen einzelne Batteriezellen, die Zellwände schmelzen und es kommt in der Folge zu einer Kettenreaktion, die letztlich zu einem Brand führt, der zugegebenermaßen eine erhöhte Brandintensität mit sich bringt.
Wie bereits geschrieben, ist ein solches Szenario aber nur über eine äußere Beschädigung denkbar. An einer Wallbox oder anderen Ladesäule zum Laden angeschlossen, verhindern die verbauten Lademanagement-Systeme sowohl auf der Seite des Fahrzeugs als auch der Ladeinfrastruktur jede Art von Kurzschluss oder Überspannung in den einzelnen Systemen der Batterien von E-Autos. Jeder festgestellte Fehlerstrom führt zum Abbruch der Ladung und dazu, dass das betroffene Fahrzeug nicht mehr in Betrieb genommen werden kann.
Die Gefahr einer Selbstentzündung des Hochvolt-Systems eines Elektroautos ist also nicht höher als bei anderen Fahrzeugen. Aufgrund dessen erfüllen E-Autos sämtliche Sicherheitsanforderungen und werden heutzutage auch nicht mehr aus Tiefgaragen und Parkhäusern ausgeschlossen.
Wo es einen deutlichen Unterschied zwischen Elektrofahrzeugen und herkömmlichen Verbrennern gibt, ist die Art und Weise, wie ein in Brand geratenes Fahrzeug gelöscht werden kann: Ist beim Brand lediglich der Innenraum des Fahrzeugs betroffen, wird in beiden Fällen gleich gelöscht. Beim E-Auto gilt es lediglich vor Beginn der Löscharbeiten eine zentrale Sicherung, die für die Kräfte der Feuerwehr speziell markiert ist, zu kappen und so das Hochvolt-System komplett stromlos zu legen.
Sollte jedoch der Fahrzeugakku ebenfalls betroffen sein, kommt es in der Regel zu der oben bereits beschriebenen Kettenreaktion und ein komplettes Abbrennen des Fahrzeugs ist kaum noch zu verhindern. Aufgrund der extremen Hitzeentwicklung, die bei solchen Akkubränden entsteht, ist eine starke Kühlung des Gesamtsystems erforderlich.
Hierfür haben zahlreiche Feuerwehren inzwischen spezielle Löschcontainer angeschafft, die zunächst mit einem Löschmittel geflutet werden. Anschließend wird das betroffene E-Auto mithilfe eines Krans in einen solchen Container gehoben und so über einen längeren Zeitraum heruntergekühlt. Auch spezielle Löschdecken sind derzeit in der Erprobung, sodass nicht mehr zwingend mit einer erheblichen Menge Löschwasser gekühlt werden muss.
Der Stand der Technik entwickelt sich auch auf diesem Gebiet immer weiter. Die Bergung von Elektroautos ist zwar nach wie vor komplizierter als bei einem anderen Auto, aber auch auf diesem Gebiet lernen alle Beteiligten stetig dazu und die Technologie zum Löschen verbessert sich zusehends.
Aufgrund der eben genannten Prozedur beim Löschen eines brennenden Elektroautos ist der Schaden am Elektroauto natürlich erheblich. Die Reparaturkosten sind laut einer Studie der Allianz-Versicherung in etwa 10 bis 30 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Benziner oder Diesel. Bei Hybrid-Fahrzeugen liegen die Kosten sogar bis zu 50 Prozent höher als bei einem Verbrenner. Ob sich eine Reparatur nach einem E-Auto-Brand noch lohnt, ist immer im Einzelfall abzuwägen und kann letztlich nur von einem Experten realistisch eingeschätzt werden.
Nach wie vor kursieren leider viele Gerüchte im Kontext der Sicherheit der Elektromobilität. Was die allgemeine Brandgefahr von E-Autos angeht, so lässt sich jedoch feststellen, dass das Risiko eines Brandes bei einem Elektroauto genauso hoch wie bei einem Verbrenner ist.
Die Löschung eines Brandes stellt die Feuerwehren einstweilen vor eine besondere Herausforderung, aber auch hier kommen immer neue Lösungen auf den Markt.
Weiterhin sind die Reparaturkosten nach einem Brand bzw. Unfall bei einem E-Auto verglichen mit denen bei einem Verbrenner etwas erhöht.
Hält man sich an die Fakten der Unfallforscher, so stellt die Benutzung eines Elektroautos keinerlei erhöhtes Risiko für Autofahrer und die Insassen sowie andere Dritte dar. Und die Vorteile der E-Mobilität überwiegen nach wie vor bei Weitem die Nachteile, die Verbrennerfahrzeuge mit sich bringen.