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Bekanntlich fühlen sich Marder im warmen Motorraum eines Autos besonders wohl. Doch wenn sie dort an den Kabeln von Elektroautos knabbern, kann das verheerende Folgen haben.
Es ist wohl der Albtraum eines jeden E-Auto-Fahrers: Man will den Motor starten, aber nichts geht. Ein Blick unter die Motorhaube und es fällt sofort ins Auge: Eines oder mehrere Kabel sind offensichtlich angefressen – meist von einem Marder.
Im schlimmsten Fall bedeutet der Biss eines Marders, dass das Elektroauto nicht mehr zu retten ist - nämlich dann, wenn sich der Nager an einem Hochspannungskabel vergreift. Diese lassen sich nämlich nicht einfach austauschen. Im Gegensatz zu Schäden bei klassischen Verbrennungsmotoren muss bei einem E-Auto meist der gesamte Kabelbaumausgetauscht werden. Hierfür können Kosten von 7.000 Euro und mehr entstehen. Rund 200.000 solcher Fälle regulieren die Versicherer pro Jahr.
Das bedeutet, dass eine Reparatur vor allem bei günstigeren Modellen oft kaum noch rentabel ist. Ein Marderbiss ist also etwas, auf das (Elektro-)Autofahrer gerne verzichten würden. Zumal die Reparatur einem Totalschaden gleichkommt, vor allem bei günstigen Elektroautos wie dem VW e-Up oder dem Renault Zoe, die jetzt neu bestellt werden können. Bei einem Audi e-tron GT oder Tesla Model S lohnt sich die Reparatur dagegen eher. Und das Problem wird noch größer, wenn ältere Gebrauchtwagen von Mardern beschädigt werden.
Ein kleines Trostpflaster: Bei Elektroautos haben es die Tiere vergleichsweise schwer, überhaupt in den Motorraum und an die Kabel zu kommen. Die Stromer sind in der Regel am Unterboden und im Motorraum voll verkleidet und die Hochspannungskabel sind durch spezielle Schutzrohre sowie dicke Isolierungen und Abschirmungen geschützt, erklärt der ADAC.
Im Grunde unterscheiden sich die Maßnahmen gegen Marderbisse bei E-Autos nicht von denen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Ein relativ alter Tipp sind Katzen- oder Hundehaare, die kurzfristig Schutz vor Mardern bieten können. Doch die Nager durchschauen diesen Trick relativ schnell. Viel effektiver ist Chili. Das Pulver oder eine frisch aufgeschnittene Schote sorgen dafür, dass die Störenfriede dem Motorraum fernbleiben. Allerdings muss der Schutz nach jeder Fahrt erneuert werden, da sich der Geruch schnell verflüchtigt.
Der ADAC rät dagegen zu Elektroschockgeräten, Schutzschläuchen aus Hartplastik oder Ultraschallgeräten. Einen guten Schutz gegen Marder bietet außerdem eine Motorraumabtrennung. Diese wird von einigen Herstellern als Sonderausstattung angeboten, kann aber auch in Form von Motorwannen nachgerüstet werden. Wenn der Nager trotzdem zuschlägt, sollte eine professionelle Motorwäsche durchgeführt werden.
Ob Versicherung für Elektroautos oder für konventionelle Fahrzeuge: Die Versicherungsgesellschaften gehen bei Marderschäden unterschiedlich vor. Auf einen Rundumschutz sollte man sich nicht verlassen. Oft sind nur Kabel, Schläuche und Leitungen versichert. Einen Schutz für Folgeschäden gibt es selten, sie sind oft entweder gar nicht oder nur in einem Bereich zwischen 1.000 und 3.000 Euro abgedeckt. Doch nicht immer kann die Versicherung auf den Vertragsinhalt pochen, wie ein Urteil des Amtsgerichts Mannheim zeigt (Az: 3 C 74/08). Hier musste die Teilkaskoversicherung nach einem Marderbiss mehr als nur ein durchgenagtes Kabel bezahlen, denn die Leitung allein konnte nicht ausgetauscht werden. Nach Ansicht des Gerichts kann es nicht zu Lasten eines Versicherten gehen, wenn keine andere Lösung technisch möglich ist.