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Elektroautos boomen. Doch viele Menschen scheuen sich und meiden die Alternative zum Verbrenner. Größter Knackpunkt: Reichweite. Die hält sich bei Elektroautos oft in Grenzen. Abgesehen von Teslas Fahrzeugen oder dem jüngst vorgestellten Konzeptfahrzeug Vision EQXX von Mercedes-Benz, der es auf 1.000 Kilometer Reichweite brachte. Doch wer nicht gerade fünf- oder sechsstellige Summen zahlen will, muss sich oft mit Reichweiten zwischen 200 und 400 Kilometern zufriedengeben. Eine Lösung hierfür: Solarzellen.
Derzeit entwickeln einige Hersteller Elektrofahrzeuge, die sich zusätzlich durch die Sonne aufladen lassen. Hierfür bringen die Hersteller Solarzellen am Fahrzeug an. Das Konzept gibt es bereits seit über 30 Jahren und wird regelmäßig bei der World Solar Challenge in Australien sichtbar. Fahrzeuge - betrieben durch die Kraft der Sonne - fahren über 3.000 Kilometer bei diesem Autorennen. Dank Solarzellen. Das Problem: Die Fahrzeuge sind meist Konzeptstudien von Universitäten oder Eigenbau von Tüftlern. Marktreif ist keines der Autos.
Das änderte das Münchener Unternehmen Sono Motors vor einigen Jahren. Seither arbeitet es am Sion: ein matt-schwarzes Familienfahrzeug. Rundum bestückt mit Solarzellen - 248 an der Zahl. Diese laden das Elektroauto, während es in der Sonne steht. Die Reichweite des Sono Motors Sion erhöht sich so von etwas mehr als 300 Kilometer auf bis zu 550 Kilometer pro Woche. Allein durch die Sonne fährt das Auto 245 Kilometer weiter, wobei der Durchschnitt eher bei 112 Kilometern liegt (laut eigenen Angaben).
Sono Motors ist nicht der einzige Hersteller, der Solarzellen auf seinen Elektroautos integriert. Auch Lightyear, Aptera oder Fisker sind dabei. Einige Hersteller liefern bereits Fahrzeuge mit Solardächern aus, andere entwickeln derzeit noch fleißig. Der Unterschied zum Sono Motors Sion besteht in der Anzahl und der Art und Weise die Solarzellen zu integrieren. Viele Hersteller belassen es derzeit bei einem Solardach. Das führt dazu, dass nur wenig Sonnenenergie genutzt wird - meist nur, um die Boardelektronik mit Strom zu versorgen. Sono Motors, Lightyear und Aptera gehören zu den wenigen Anbietern, die Solarzellen integrieren, um das Fahrzeug auch anzutreiben. Alle drei Anbieter liefern (Stand Mai 2022) noch kein Fahrzeug aus.
Lightyear plant im Jahr 2022 erste Fahrzeuge zu liefern - zu sechsstelligen Preisen. Den Aptera gibt es nicht auf dem europäischen Markt, auch wenn er preislich interessant ist. Bleibt der Sion, der (Stand Mai 2022) noch für unter 30.000 EUR reservierbar ist. In den vergangenen Jahren hob Sono Motors den Preis jedoch immer wieder an. Ob es bei weniger als 30.000 EUR bleibt, ist derzeit nicht absehbar. Die Produktion plant Sono Motors für Mitte 2023, sodass noch im selben Jahr die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. Doch auch dieser Termin wurde bereits häufiger verschoben.
Das Potenzial des Sono Motors Sion
Der Sono Motors Sion hat das Potenzial zum Gamechanger und könnte die letzten Elektroauto-Skeptiker überzeugen. Er löst gleich mehrere Probleme auf einmal:
Ausgelegt ist er als Fahrzeug für den städtischen Raum. Das bringt die Standard-Reichweite von 305 Kilometern mit sich. Diesbezüglich ist er daher vergleichbar mit anderen Elektrofahrzeugen, die sich bereits auf dem Markt befinden. Die Solarzellen, die überall verteilt sind, liefern jedoch genug Energie, um auch längere Strecken zu fahren - zumindest in sonnigen Gebieten. Bleibt er liegen, reicht es, ihn in die Sonne zu stellen und er tankt Energie für den Weg zur Steckdose.
Der Sono Sion verfügt über mehrere Möglichkeiten, ihn zu laden. Neben den Solarzellen stehen verschiedene Anschlüsse zur Verfügung. Somit lässt er sich an jeder Steckdose oder durch einen anderen Sion laden. Gleichzeitig gibt er Strom ab und lädt dadurch andere Fahrzeuge oder sorgt für Strom, wo immer er nötig ist.
Sono Motors schreibt sich Nachhaltigkeit auf die Fahne. Das fängt bei der Fertigung an und geht über Kobalt-freie Batterien sowie den Verzicht auf umweltschädigende Materialien. Sono Motors will bei jedem Aspekt rund um das Fahrzeug nachhaltig sein. Daher ist es so ausgelegt, dass Käufer es selbst reparieren können. Geht das nicht, kann jede Werkstatt an dem Fahrzeug schrauben, da ausschließlich genormte Standardteile genutzt werden.
Der Sono Motors Sion ist so günstig, da die Hersteller auf Schnickschnack verzichten: keine extra entwickelten Lenkräder, keine tollen Designauswüchse (außer das irische Moos im Innenraum). Das führt zu eingeschränktem Design und einer Optik, die vielleicht nicht jedem gefällt, dafür aber auch zu einem günstigen Preis.